Eigenkapital

Unter Eigenkapital versteht man, im Gegensatz zum Fremdkapital, jene Mittel, die von Eigentümern des Unternehmens zu deren Finanzierung aufgebracht oder als erwirtschafteter Gewinn im Unternehmen belassen wurden.

Neben finanziellen Rücklagen umfasst das Eigenkapital auch das Grund- oder Stammkapital sowie das Anlagevermögen (beispielsweise bei Maschinen oder Immobilien).
Das Gegenteil von Eigenkapital stellt das Fremdkapital dar, welches sich im Wesentlichen aus Verbindlichkeiten und Darlehensschulden zusammensetzt.

Im folgenden Beitrag werden verschiedene Arten und Funktionen des Eigenkapitals innerhalb eines Unternehmens für Sie zusammengefasst und erläutert.

Was versteht man unter Eigenkapital?

Generell versteht man unter dem Begriff des Eigenkapitals die positive Differenz zwischen dem Vermögen (Aktivposten) und den Schulden des Unternehmens. Hierbei handelt es sich um eine derivate abgeleitete Bilanzposition. Alternativ wird das Eigenkapital auch oftmals als Residualgröße bezeichnet.

Das Eigenkapital stellt folglich einen theoretischen Restbetrag dar, wenn ein Unternehmen aufgelöst, alle Vermögensgegenstände verkauft und alle Schulden bezahlt werden würden. Hierbei gilt die Annahme, dass alle Bilanzansätze der Realität entsprechen müssen und keine stillen Reserven oder Lasten vorliegen.

Des Weiteren wird das Eigenkapital auch durch seine Fristigkeit ausgezeichnet. In der Regel steht das Eigenkapital einem Unternehmen unbefristet zur Verfügung. Anders als beim Fremdkapital existiert keinerlei Rückzahlungsanspruch. Demzufolge kann das Eigenkapital eines Unternehmens von außen zugeführt oder jedoch im Rahmen einer Innenfinanzierung gebildet werden.

Bedeutung der Eigenkapitalquote

Generell gilt: Je mehr Eigenkapital ein Unternehmen aufweisen kann, desto positiver ist die wirtschaftliche Lage des Unternehmens einzuschätzen. Häufig wird die Höhe des Eigenkapitals im Vergleich zur Höhe des Fremdkapitals von Gläubigern und Analysten zur Bewertung des Unternehmens herangezogen.
Die sogenannte Eigenkapitalquote errechnet sich wie folgt:
Eigenkapitalquote= Eigenkapital x 100 : Gesamtkapital

Eine hohe Eigenkapitalquote besagt generell, dass die Finanzierung des Unternehmens überwiegend aus eigenem Gewinn und eigenen Rücklagen erfolgt. Entsprechend sind die Fremdfinanzierung und die Darlehensschulden in einem solchen Fall vergleichsweise gering. Allgemein wird von Wirtschaftsexperten eine Eigenkapitalquote von mindestens 20 Prozent empfohlen.

Vor- und Nachteile des Eigenkapitals

Vorteile

Grundsätzlich gilt, dass ein hoher Anteil von Eigenkapital eine positive Auswirkung auf das Unternehmen als auch auf die Gesellschafter hat, da eine hohe Eigenkapitalquote auf eine geringe Gesamtverschuldung des Unternehmens hinweist.

Auf diese Weise wird sowohl das Vertrauen von Darlehensgebern, Lieferanten als auch Kunden gesteigert, was sich wiederum positiv auf den Gewinn des Unternehmens auswirkt und allgemein die finanzielle Unabhängigkeit des Unternehmens stärkt. Somit kann das Unternehmen Investitionen selbständig tätigen, ohne stets auf externe Mittel angewiesen zu sein.

Nachteile:
Trotz der genannten Vorteile bringt die Eigenkapitalfinanzierung auch einige negative Aspekte mit sich, die berücksichtigt werden müssen.

So gilt, dass das Einsetzen von Fremdkapital oftmals günstiger ist, da die Zinsen für die Fremdfinanzierung in der Regel von der Steuer absetzbar sind. Bei der Eigenkapitalfinanzierung hingegen müssen Steuern entrichtet werden,

Wenn die Eigenkapitalfinanzierung durch eine Aufnahme neuer Gesellschafter erfolgt, wird auf diese Weise auch der Einfluss von bestehenden Gesellschaftern vermindert. Dies kann sich negativ auf das Betriebsklima auswirken.
Auch ist zu berücksichtigen, dass die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens durch zu langes Warten auf verfügbares Eigenkapital gefährdet werden kann. Folglich besteht das Risiko, dass strategisch wichtige Investitionen aufgrund des Fehlens von Kapital nicht rechtzeitig getätigt werden können.

In einem solchen Fall ist es oftmals zielführender, rechtzeitig Fremdkapital in Anspruch zu nehmen, um die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens nicht zu gefährden.


Bilanzielles vs. effektives Eigenkapital

Grundsätzlich gilt,dass für einen Investor nur das bilanzielle (buchmäßige) Eigenkapital eines Unternehmens sichtbar ist. Das bilanzielle Eigenkapital ist folglich auch nach dem Handelsrecht sowie internationalen Rechnungslegungsnormen in der Unternehmensbilanz auszuweisen. Das effektive Eigenkapital kann jedoch im Allgemeinen vom bilanziellen Betrag abweichen. So kann es praktisch gesehen erst bei einer Liquidation des Unternehmens umfassend ermittelt werden.

Unter einer Liquidation versteht man die Abwicklung einer Gesellschaft, in dem der Verkauf aller Vermögensgegenstände sowie die Begleichung aller Schulden stattfindet. Der verbleibende Verkauftskosten stellt demnach das tatsächliche Eigenkapital dar.

Grund für die Abweichung zwischen dem bilanziellen und realen Eigenkapital kann die Existenz von stillen Reserven oder auch Lasten in einer Bilanz sein. So kann ein Vermögensgegenstand stets mehr oder weniger wert sein, als der angegebene Bilanzansatz.

Arten und Aufbau eines bilanziellen Eigenkapitals

Grundsätzlich gilt, dass das Eigenkapital letztendlich auf die Eigentümer einer Gesellschaft entfällt. Hierbei kann es sich unter anderem um GmbH-Gesellschafter oder auch Aktionäre handeln.

Generell ist zu sagen, dass alle Unternehmen eine gewisse Eigenkapitalposition besitzen. Personengesellschaften folgen dabei jedoch andere Regeln als Kapitalgesellschaften dies beispielsweise tun. In diesem Beitrag geht es vorrangig um die Bilanz von kapitalmarktorientierten Unternehmen, da Personengesellschaften für Investoren in der Regel von keiner Relevanz sind.

Das Eigenkapital einer Kapitalgesellschaft  kann grundsätzlich aus verschiedenen Quellen stammen. Eine erhebliche Summe entsteht oftmals bei dem Börsengang einer Gesellschaft, auch IPO genannt. Bei diesem Vorgang wird ein Teil der Eigentumsrechte über einen Handelsplatz veräußert, um Eigenkapital zu beschaffen.

Eine weitere Form der Einbringung von Eigenkapital findet bereits bei der Gründung einer Gesellschaft statt. Die Rede ist hierbei von sogenannten Gesellschaftereinlagen. So müssen die Gründer eines Unternehmens im Fall einer Aktiengesellschaft mindestens 50.000 Euro an Kapital aufweisen. Bei dieser Summe handelt es sich ebenfalls um das Eigenkapital der Gesellschafter.

Des Weiteren ist es für ein Unternehmen auch möglich, von außen selbstständig Eigenkapital zu generieren. Hierfür müssen die Unternehmensgewinne im Unternehmen belassen werden. Eine Alternative wäre, die Gewinne des Unternehmens in Form von Dividenden auszuschütten oder zur Schuldentilgung zu verwenden.

Funktionen des Eigenkapitals

Grundsätzlich gilt, dass das Eigenkapital in jedem Unternehmen eine bedeutsame Rolle einnimmt und für mehrere Funktionen relevant ist. Im Folgenden werden die wichtigsten Funktionen des Eigenkapitals für Sie zusammengefasst.

Gründungsfunktion

Wie im obigen Abschnitt bereits erläutert wurde, spielt das Eigenkapital bei der Unternehmensgründung eine wichtige Rolle. So gilt in der Regel, dass neu gegründete Unternehmen ohne entsprechendes Eigenkapital kein Fremdkapital aufnehmen können. Mit dem Eigenkapital werden folglich die Gründungsinvestitionen finanziert.

In manchen Bereichen wird auch durch gesetzliche Vorschriften ein Mindest-Eigenkapital verlangt, wie beispielsweise bei Kreditinstituten und Versicherungen.

Haftungsfunktion

Das Eigenkapital eines Unternehmens soll auch zur Instandhaltung von intertemporären Verlusten und dem Gläubigerschutz dienen. So giltgrundsätzlich: Je höher das Eigenkapital ist, desto länger ist das Unternehmenin der Lage, anhaltende Verluste zu verkraften, ohne in eine betriebliche Krisezu gelangen. 

Da das Eigenkapital in der Rangstelle der insolvenzbedingten Rückzahlbarkeit in der Regel ganz am Ende steht, haftet es den Gläubigern und stellt somit zugleich die Grundlage des Gläubigerschutzes dar.

Risikodeckungspotenzial

Zusammen mit dem Risikoumfang des Unternehmens bestimmt das Eigenkapital sowohl die freie Risikotragfähigkeit als auch das Rating, welches durch die Eigenkapitalquote maßgeblich beeinflusst wird. Die Eigenkapitalquote drückt folglich den Umfang maximal möglicher risikobedingter Verluste aus.

Repräsentations- und Werbefunktion

Generell gilt, dass die absolute Höhe der Eigenmittel als Risikokapital mit Hilfe der Werbung der Öffentlichkeit präsentiert werden kann und auf diese Weise Vertrauen in die Solvabilität der Gesellschaft geschaffen wird. Hierbei wird in der Regel auch die Eigenkapitalquote angegeben, welche Rückschlüsse auf die Bonität des Unternehmens zulässt. Somit lässt sich sagen, dass die vorhandenen Eigenmittel ein wesentliches Kriterium für die Kreditwürdigkeit der Gesellschaft darstellen.

Fazit

Schlussendlich lässt sich sagen, dass ein hohes Eigenkapital im Unternehmen auch in schlechten Zeiten für eine finanzielle Sicherheit und Unabhängigkeit von fremden Kreditgebern sorgt. Dementsprechend gilt: Je mehr finanzielle Mittel Ihnen als Gesellschafter zur Verfügung stehen, umso besser ist die Bonität Ihres Unternehmens.

Ein Betrieb mit einer positiven Eigenkapitalquote profitiert von einem guten Image und kann somit einfacher in neue Projekte investieren, wettbewerbsfähig bleiben und leichter an Fremdkapital durch Darlehen von Banken und Kreditinstituten gelangen.