Wie managen Banken Ihr Liquiditätsrisiko?

Ähnlich wie Anleger und Unternehmen gehen auch Banken ein Liquiditätsrisiko ein. Allerspätestens seit der Pleite von Lehman Brothers hat das Management von Liquiditätsrisiken bei immer mehr Banken an Relevanz gewonnen. Auch die Bankenaufsicht hat in den vergangenen Jahren nicht tatenlos zugesehen, sondern mit einer Fülle von Regularien für die Liquiditätssteuerung reagiert.

Das Liquiditätsrisikomanagement der Banken unterscheidet sich nicht wesentlich vom Liquiditätsrisikomanagement der Anleger und Unternehmen. Sie alle müssen sicherstellen, dass der Cashflow vor Fälligkeit der Rechnungen eintrifft. Wie managen Banken ihr Liquiditätsrisiko im Detail? Diese Frage werden wir in dem folgenden Beitrag beantworten.

Was ist ein Liquiditätsrisiko?

Wenn eine Bank ihren finanziellen Verpflichtungen nachkommen kann, ist sie liquide. Dabei muss die Bank nicht unbedingt mit Bargeld überhäuft werden, stattdessen kann sie Kreditlinien in Anspruch nehmen, um ihre Verpflichtungen zu erfüllen. Sie kann sich auch von einer anderen Bank oder einem anderen Unternehmen Geld leihen.

Was genau versteht man jedoch unter einem Liquiditätsrisiko?

Das Liquiditätsrisiko ist die Gefahr, dass ein Institut anstehenden Zahlungsverpflichtungen nicht mehr uneingeschränkt und fristgerecht nachkommen kann. Somit beinhalten Liquiditätsrisiken immer auch Fristrisiken.  

Bilanztechnisch kann man sich das kurzfristige Liquiditätsrisiko als das Fehlen liquider Aktiva vorstellen.

Das Liquiditätsrisiko ist ein typisches Risiko von Banken.

Das liegt daran, dass Anleger Banken Geldmittel mit kürzerer Frist zur Verfügung (z. B. auf Girokonten) stellen, während Kredite mit längerer Frist nachgefragt werden (z. B. Immobilienfinanzierungen).

Deswegen ergibt sich die Notwendigkeit, die fällig werdenden Anlagen zu ersetzen oder zu verlängern. Das setzt jedoch an erster Stelle voraus, dass die Anleger darauf vertrauen, dass ihre Geldanlage bei der Bank sicher ist. Das Liquiditätsrisiko einer Bank kann sich aus unerwarteten Kreditauszahlungen und einer Abhängigkeit von Marktwerten ergeben, die einen Liquiditätsverlust erleiden. Eine der Hauptliquiditätsquellen könnten in diesem Fall andere Banken sein, die der Bank angesichts des Liquiditätsrisikos wahrscheinlich keine Kredite gewähren werden.

Was ist Liquiditätsmanagement?

Banken müssen ihre Liquidität ständig berechnen. Die Kenntnis des täglichen Liquiditätsstandes zeigt, ob die Bank ihren Cashflow und ihren Bedarf an Sicherheiten decken kann, ohne dass sich dies negativ auf das Tagesgeschäft oder ihre Finanzlage insgesamt auswirkt. All dies fällt unter das Liquiditätsmanagement.

Das Liquiditätsmanagement ist für Banken wichtig und hat gleichzeitig auch weitreichende Folgen. Sollte eine Bank beispielsweise zahlungsunfähig werden oder sollten sich auch nur der Verdacht über ihre Zahlungsunfähigkeit verbreiten, kann es zu einem Ansturm auf die Bank kommen, wodurch sich ihre Lage weiter verschlechtern könnte. Das kann dann auch Gläubiger betreffen, die ebenfalls ausfallen könnten. Sowas kann schnell zu einer Finanzkrise wie im Jahr 2008-2009 führen.

Deswegen werden die Banken stark reguliert. Eine dieser Vorschriften heißt Basel IV, die Teil eines internationalen Bankenstandards ist, der als Basler Abkommen bekannt ist.

Basel IV verlangt von den Banken, dass sie ihre Liquiditätssituation (durch aufsichtsrechtliche Berechnungen) in die Zukunft projizieren und feststellen, ob sie in der Lage sind, die Liquiditätsanforderungen zu erfüllen.

Die Banken sollten ihre Liquiditätslage zu jedem Zeitpunkt kennen und in der Lage sein, sie auf Anfrage vorzulegen. Genaue Liquiditätsberechnungen erfordern gute Daten und Aufzeichnungen. Banken managen ihr Liquiditätsrisiko durch eine Reserve an liquiden Aktiva, wie beispielsweise Staatsanleihen und durch das Management von Verbindlichkeiten. Diese Verbindlichkeiten in verschiedene Kategorien ein, je nachdem wann die Verbindlichkeiten fällig werden. Beispielsweise in

-        1-3 Monate

-        90-120 Tage

-        3-12 Monate

-        1+ Jahre

Würden die Einnahmen später als die Fälligkeit der Verbindlichkeiten eintreffen, käme die Bank in einen Liquiditätsengpass. Die vorhandenen Geldmittel würden nicht ausreichen, um die notwendigen Rechnungen zu bezahlen. Dieser Engpass kann einen Kreislauf in Gang setzen, der dazu führen kann, dass die Bank ihre Verbindlichkeiten nicht mehr nachkommen kann und folglich insolvent wird.

Ein gutes Liquiditätsmanagement kann den Banken helfen, solche Risiken zu minimieren und ermöglicht Liquiditätsprognosen und Stresstests durchzuführen. Wie sieht das im Detail aus?

Besseres Bilanzmanagement

Ein gutes Bilanzmanagement ist eine der besten Möglichkeiten für eine Bank, Liquiditätsrisiken zu mindern. Daher investieren die meisten Banken in moderne Lösungen für das Bilanzmanagement. So setzen die meisten Banken bereits Software mit besseren Analyse- und Budgetplanungsfunktionen ein, um von Periode zu Periode positive Bilanzen zu erhalten.

Ein gutes Bilanzmanagement hat mehrere Vorteile. So können die Banken einen großen Pool von Daten aus verschiedenen Quellen konsolidieren. Die Banken erhalten so einen umfassenden Echtzeit-Überblick über ihre Aktiva, Passiva und ihr Eigenkapital und können Folgendes feststellen:

-        Welche Vermögenswerte liquide sind und welche nicht?

-        Wo in der Bilanz potenzielle Risikoquellen liegen?

-        Was genau diese Risiken sind und welche Ursachen sie haben?

Dank der verbesserten Kontrolle und des umfassenden Einblicks in ihre Bilanzen sind die Banken in der Lage, ihre Liquidität zu bewahren. Sie können sofort auf potenzielle Risiken reagieren und sowohl ihre langfristigen als auch ihre kurzfristigen Verpflichtungen im Blick behalten.

Besseres Management des Cashflows des Unternehmens

Eine weitere wichtige Strategie zur Bewältigung von Liquiditätsrisiken, insbesondere von internen Risiken, ist die ordnungsgemäße Verwaltung des Cashflows der Bank. Die Bank sollte sich um möglichst genaue Cashflow-Prognosen bemühen und rechtzeitig Maßnahmen ergreifen, Verpflichtungen nachzukommen.

In erster Linie geht es dabei um die Sicherstellung der betrieblichen Effizienz innerhalb der Bank im Hinblick auf die Lohn- und Gehaltsabrechnung, den Einzug von Kundenzahlungen und die Begleichung von Schulden. Dazu gehört aber auch eine solide Planung von Investitionen, z. B. in neue Geräte und Systeme, damit diese nicht zu einem langfristigen Liquiditätsabfluss führen. Einfach ausgedrückt: Je besser eine Bank ihr Cashflow-Management und ihre Cashflow-Prognosen beherrscht, desto besser ist sie vor internen Liquiditätsrisiken geschützt.

Vorbereitung auf drohende Stressphasen

Eine weitere Strategie, wie Banken ihr Liquiditätsrisiko mangen, ist eine gute Vorbereitung auf drohende Stressphasen.

Banken unterziehen sich regelmäßigen finanziellen Stresstests, damit sie sich vorstellen können, wie sie mit kurzfristigen und langfristigen Liquiditätsengpässen umgehen.

Bei diesen Stresstests können sowohl institutsbezogene als auch marktweite Probleme mit der Liquidität der Bank simuliert werden. Daraufhin können die Banken ihre aktuelle Risikotoleranz einschätzen und auf der Grundlage der Ergebnisse einen geeigneten Notfallplan erstellen.

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